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"Was macht KIGA heute aus. Von der "Kinderverwahranstalt" zum ganzheitlichen Zentrum für Familie und Kindern."

25.11.2016

Kindergartengeschäftsführer Mario Isele hat Leiterinnen und Abgeordnete Gabriele Schmidt zur Diskussion eingeladen

-VON Wolfgang Scheu (Badische Zeitung) -

WUTACH-EWATTINGEN. Es ist es längst Zeit, das Bild von der „Kindergartentante“, die die Kleinen beaufsichtigt und spielerisch auf den Ernst des Lebens vorbereitet, zu vergessen, beziehungsweise zu revidieren. Hochqualifiziertes Personal übernimmt wichtige Aufgaben bei der Kindererziehung, der sprachlichen Entwicklung, nebenbei müssen Kinder gewickelt werden, sie lernen oft erst in der Kita das Essen mit Besteck. Inklusion und Integration sind weitere Themen.
Zur Diskussionsrunde hatte Mario Isele, Geschäftsführer der regionalen katholischen Kindergärten, die Leiterinnen von 32 Kindergärten, die zwischen Laufenburg und Geisingen tätig sind, ins Rathaus Ewattingen eingeladen. Es war ein Tag des Austauschs untereinander und zugleich die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge einer mehr als kompetenten Gesprächspartnerin vortragen zu können.
Gekommen war auch Gabriele Schmidt, Bundestagsabgeordnete aus Grafenhausen. Sie sitzt im Ausschuss für Arbeit und Soziales, nach eigenen Worten „zuständig für den Haushalt, der so richtig Geld kostet“. Ihre gute Nachricht: „Für 2017 sind hier 329 Milliarden Euro veranschlagt“. Für das Thema Kinderbetreuung heißt das 446 Millionen für den Ausbau der Kindertagesbetreuung, für den Ausbau der Betreuungsplätze für die unter dreijährigen ist eine Aufstockung auf 1 Milliarde Euro vorgesehen, 100 Millionen Euro mehr finanzielle Unterstützung gibt es für Länder und Kommunen bei den Betriebskosten. Die Sicht in der Region haben die anwesenden Leiterinnen in Gruppen mit Kernfragen präsentiert.

Kinderverwahranstalt?

Die Gruppengrößen, Personalsituation, Stellenschlüssel, Altersmischung, das Thema Integration von Flüchtlingen in veralteten Einrichtungen und auch das Thema Inklusion von behinderten Kindern verleiten dazu zu sagen, dass mehr als eine Verwahrung gar nicht möglich ist. Sieht man jedoch die qualifizierte Arbeit der engagierten Fachkräfte, den Orientierungsplan und die Fachberatung, dann merkt man, dass wesentlich mehr geleistet wird. Konkrete Fragen der Anwesenden: Wird das Ministerium in absehbarer Zeit die Rahmenbedingungen anpassen? Inwieweit kontrolliert der Bund die Verteilung der Gelder für bestehende und neu geschaffene Einrichtungen? Schwierig ist vor allem das Thema Inklusion, eine Gleichbehandlung von schwerbehinderten Kindern strebt man nach den Worten der Abgeordneten an, eine Begleitung durch geeignetes Fachpersonal ist schwer zu gewährleisten. Zum Stichwort Kontrolle: „Der normale Weg heißt Antrag stellen – Antragsprüfung – Freigabe der Gelder“. Man darf von Land, Kreis und Kommunen erwarten, dass die Gelder bestimmungsgemäß verwendet werden.

Krippenausbau?

Angemerkt wurde, dass der Bedarf bei weitem nicht gedeckt ist, Probleme gebe es bei den Themen Personal, Räume. Stellenschlüssel (Betreuer pro Kinderzahl). Mangelnde Kontrolle über den Einsatz der Gelder wurde kritisiert. Aus ihrer Sicht unterstützt der Bund nur bauliche Dinge. Schmidt geht davon aus, dass man mit den Plätzen auskommen müsste. Isele sieht hier ein Problem beim „Krippentourismus“, viele Eltern schicken die Kinder in andere Gemeinden, wo ein vermeintlich besseres Angebot vorliegt. Auch ist er der Meinung, dass die zugesagten Plätze für 30 Prozent der unter Dreijährigen längst nicht ausreicht. Auf dem Land mit einer geringeren Krippendichte als im städtischen Bereich ist sehr viel Nachholbedarf.

Ist das Land schlecht dran?
Bei dieser leicht missverständlichen Frage, ob das Land schlecht dran sei, weil „wir gut sind“ wurden erhöhte Bildungsvoraussetzungen angeführt. Ebenso eine grundsätzlich höhere Erwartungshaltung der Eltern, der spezifische Orientierungsplan und die immer notwendiger werdende individuelle Förderung.
Die Bundestagsabgeordnete gab zu, dass sie diese Frage „befürchtete“, denn ihre Einfluss auf solche länderspezifischen Entscheidungen sind klar außerhalb ihrer Kompetenz. Sicher werden Gelder verwendet, „damit schlechter gestellte Länder hochkommen“, aber sie sagt klar, dass BW in diesem Zuge nicht heruntergestuft wird.

Was hat’s gebracht?
Die Erzieherinnen sehen viele Probleme, trotzdem sind sie aber nicht generell unzufrieden. Bei all den ausgesprochenen mehr oder weniger komplexen Themen wäre auf regionaler Ebene eine große Hilfe, wenn man in kleineren Gruppen arbeiten könnte, so der Tenor der Aussagen. Die Hintergrundinformationen von der Abgeordneten Gabriele Schmidt schaffte Vertrauen und Verständnis.
Mario Isele und sein Team der Geschäftsführung seien hoch engagiert und tatkräftig. Mehr als zuvor wissen sie, dass sie mit dem richtigen Fokus noch mehr Mittel und Unterstützung für die gestiegenen Anforderungen holen können. Dazu gehört auch, dem Rat von Gabriele Schmidt zu folgen und bei einer ähnlichen Veranstaltung in der Zukunft ein geeignetes Mitglied der Landesregierung einzuladen, denn dort ist die Aufgabe und Verantwortung für Erziehung und Betreuung in Baden-Württemberg zu Hause.

Sabine Haberland , Barbara Lattner und Angela Schmidt-Rotzinger stellten die Ergebnisse der Gruppenarbeit vor. Gabriele Schmidt MdB (2.vl.) war Diskussionspartnerin, Initiator war Mario Isele.
Sabine Haberland , Barbara Lattner und Angela Schmidt-Rotzinger stellten die Ergebnisse der Gruppenarbeit vor. Gabriele Schmidt MdB (2.vl.) war Diskussionspartnerin, Initiator war Mario Isele.

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